Chemische Substanzen gelten nicht nur als Errungenschaft der modernen Human- und Tiermedizin, sondern finden unzählige Anwendungsbeispiele in unserem Alltag – vom Putzmittel bis zum Kosmetikprodukt. Ein kritischer Blick in die Vergangenheit und Gegenwart zeigt allerdings, dass eine rasant wachsende Anzahl an Spurenstoffen, über kurz oder lang in unseren Wasserkreislauf gelangt und dort heute und in Zukunft Probleme verursacht.
Eawag Publikation 2009
Ein Blick auf Ergebnisse des Wasserforschungsinstituts Eawag der ETH-Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) von vor 12 Jahren zeigt, dass bereits damals der «Chemical Abstract Service» über 47 Millionen natürliche, synthetische und organische sowie anorganische Substanzen aufführte.
Die größte Datenbank für Chemikalien SciFinder umfasste 2012 65 Millionen Stoffe, bei denen es sich größtenteils um synthetische, organische Substanzen handelt. Täglich kommen etwa 15.000 neue Substanzen hinzu. Eine Tendenz die sich weiter fortsetzt und kaum verwunderlich ist, da in der Theorie eine Dezillion (eine Eins mit 60 Nullen) verschiedene chemische Strukturen denkbar sind.[1]
Ein Vergleich zu 1930 macht deutlich, dass die globale Produktion an Chemikalien in dieser Zeit von 1 Million Tonnen auf über 300 Millionen Tonnen im Jahr angestiegen ist.[2]
Status Quo 2021: Chemikalien in der Wasserversorgung
Bis heute sind Chemikalien stetig fortlaufende Begleiter in unserem alltäglichen Leben. Genutzt werden sie unter anderem für Arzneimittel, Pestizide, Gebrauchsgegenstände, Kleidungsstücke, Reinigungsmittel und Produkte rund um unsere Körperpflege.
Sie besitzen zwar unterschiedliche chemische Strukturen, sind aber an einer Stelle gleich: als Spurenstoffe können Sie über den Wasserkreislauf bis in unser Trinkwasser gelangen. Die Problematik dabei: der enorme Anstieg an neuen Chemikalien, auf die unser Wasser bislang kaum untersucht wird. Der Direktor des Instituts für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie Prof. Dr. Klaus Kümmerer bringt es auf den Punkt:
„… Viele der Stoffe wurden in der Vergangenheit auch deshalb nicht gefunden, weil eben nicht explizit danach gesucht wurde. Das Wissen über die Wirkung dieser Stoffe ist zum Teil nur sehr gering. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Vielzahl wird es auch in Zukunft nicht möglich sein, für alle Stoffe alle notwendigen Daten für eine Risikoabschätzung zu erheben. …“[3]
Die Spurenstoffe stammen z.B. von Rückständen aus Arzneimitteln, Desinfektionsmitteln, Kontrastmitteln, Farbstoffen, Pestiziden, Lacken, Waschmitteln etc. Aber auch Nano- und Mikroplastik sowie die daraus entstehenden hormonähnlichen Substanzen (Endokrine Disruptoren) werden immer mehr nachgewiesen. Hinzu können multiresistente Keime kommen, die in einem unbekannten Cocktail, in weiten Teilen kaum erforschte Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben können. Hinzu kommt, dass chemische Stoffe in der Umwelt zu Substanzen umgewandelt werden können, die stabiler, besser wasserlöslich und in einzelnen Fällen gar toxischer sind als die Ausgangsverbindung.
Klärwerke und Wasserwerke an der Belastungsgrenze
Klärwerke und Wasserwerke stehen vor der enormen Herausforderung, die vielfältigen Substanzen, zu denen unter anderem Medikamentenrückstände, Röntgenkontrastmittel, Weichmacher, Mikroplastik sowie per- und polyfluorierte Chemikalien zählen, aus dem Ab- und Trinkwasser zu eliminieren.
Eine zusätzliche Belastung mit Spurenstoffen stammt nach der Aufbereitung beispielsweise von ausdiffundierenden Stoffen aus maroden oder Kunststoff-Rohrsystemen, alten oder qualitativ schlechten Armaturen oder problematischen Dichtungsmaterialien.
Unklar bleibt in vielen Fällen, welche Qualität unser Trinkwasser aus dem Wasserhahn besitzt. Diese Vielfalt der Möglichkeiten labortechnisch zu überwachen ist praktisch nicht möglich bzw. unbezahlbar. Aktuelle Untersuchungen weniger Substanzen und mikrobiologischer Parameter laut Trinkwasserverordnung sind somit zwar praktisch umsetzbar, aber leider aus unserer Sicht lange nicht ausreichend.
Flaschenwasser ökologisch problematisch
Aus ökologischer Sicht bietet auch der Konsum von Flaschenwasser keine sinnvolle Alternative. Denn die für die Herstellung aufgewendete Energie sowie Materialien und lange Transportwege gelten nicht nur als unwirtschaftlich, sondern auch als Belastung für die Umwelt.
Darüber weisen diverse Berichte aus Wissenschaft und Medien immer wieder Probleme mit Verunreinigungen, darunter Weichmacher, Keime oder Stoffe wie Uran oder Arsen in Flaschenwasser hin.
Mehr dazu lesen Sie auch in unserem Blog:
Mineralwasser-Test 2019: Mineralwasser mit Uran, Arsen, Pestiziden und Mikroplastik belastet
Mikroplastik in unserem Trink- und Mineralwasser?
Leitungswasser als Alternative mit bedenklichen Inhaltsstoffen
Grundsätzlich bietet Leitungswasser eine umweltfreundliche Option zum Konsum von Flaschenwasser. Würden Verbraucher, alternativ zum Wasser aus der Flasche, darauf zurückgreifen, könnten allein in Deutschland jährlich 16 Milliarden Flaschen vermieden werden.
Allerdings kommt es im Zusammenhang mit Leitungswasser immer wieder zu negativen Berichterstattungen über gesundheitsbedenkliche Inhaltsstoffe wie Mikroplastik, Rückstände von Medikamenten oder einer mikrobiologischen Keimbelastung. Für viele Verbraucher bleibt in der Praxis unklar, in welcher Qualität sich das Wasser aus ihrer Wasserleitung tatsächlich befindet.
Weiterführende Informationen finden Sie auch in unseren Beiträgen:
Chemiekeule in unserem täglichen Trinkwasser?
Wassergenuss mit Eigenverantwortung
Untersuchungen machen deutlich, dass es für derzeitige sowie zukünftige Problemstellungen rund um eine nachhaltige Versorgung mit Wasser ein Umdenken braucht.
Neue Ansätze sind gefragt, die sich einfach in jeden Haushalt integrieren lassen. Eine Lösung bieten mehrstufige Wasserfilter. Diese machen den Genuss von reinstem Trinkwasser im gewerblichen Bereich sowie zu Hause möglich.
Sie filtern Ihr Wasser genau an der Stelle, an der es abgenommen wird und garantieren Trinkgenuss, frei von Spurenstoffen. Um Ihnen dazu einen möglichst objektiven Blickwinkel zu gewähren, finden Sie hier eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen.
[1] Vgl. Eawag: www.eawag.ch/fileadmin/Domain1/Beratung/Beratung_Wissenstransfer/Publ_Praxis/Eawag_News/en73d.pdf 12/2012,Seite 6
[2] Vgl. Eawag: "Anthropogene Spurenstoffe im Wasser: Effekte − Risiken − Massnahmen", Das Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs, 67d, Juni 2009
[3] Kümmerer, K.: Neuartige Spurenstoffe im Wasser, http://www.wassermanufaktur.com/media/pdf/f6/86/20/Neuartige-Spurenstoffe-im-Wasser-Prof-Kuemmerer.pdf W 54. 2010, H. 6