Pestizidrückstände im Trinkwasser: S-Metolachlor und seine Auswirkungen

Pestizidrückstände im Trinkwasser: S-Metolachlor und seine Auswirkungen

Über Jahrzehnte galt der Einsatz von S-Metolachlor als Unkrautvernichtungsmittel im Maisanbau als gängige Praxis in der Landwirtschaft. Mit der Neubewertung dieses Wirkstoffs, stellt sich jetzt heraus, dass seine Rückstände nicht nur im Boden verbleiben, sondern auch ins Grundwasser und in unser Trinkwasser gelangen. Insbesondere in Regionen Norddeutschlands, in denen der Maisanbau weit verbreitet ist, zeigen sich besorgniserregende Belastungen im Leitungswasser.[1]

 

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S-Metolachlor und seine Abbauprodukte im Fokus

S-Metolachlor wurde auf Maisfeldern eingesetzt, um Unkräuter effektiv zu bekämpfen. Während der Wirkstoff selbst bereits in der Vergangenheit kritisch betrachtet wurde, geraten nun vor allem die Abbauprodukte verstärkt in den Fokus der Forschung. Durch die Einwirkung von Mikroorganismen im Boden zersetzen sich Pestizide in zahlreiche Abbauprodukte – im Fall von S-Metolachlor sind es ganze 19 verschiedene Stoffe. Diese gelangen ins Grundwasser und stellen ein schwerwiegendes Problem für die Trinkwasserversorgung dar. Der Schwellenwert für Abbauprodukte von S-Metolachlor im Grundwasser liegt bei 0,1 Mikrogramm pro Liter, doch die aktuellen Messungen zeigen, dass dieser Wert vielerorts um ein Vielfaches überschritten wird, mit Konzentrationen von bis zu 30 Mikrogramm pro Liter. Konstantin Kuppe vom Umweltbundesamt betont: "Die Trinkwasser-Leitungen sind flächendeckend belastet mit hohen Konzentrationen an Abbauprodukten von S-Metolachlor. Und das stellt jetzt ein Problem für die Wasserversorger dar".[2]

Herausforderungen für Wasserversorger: Die Filterung von Pestizidrückständen

Die zentrale Herausforderung für Wasserversorger besteht darin, diese Abbauprodukte aus dem Trinkwasser zu entfernen. Aktivkohlefilter, die in Pilotversuchen zum Einsatz kamen, lieferten bislang nur bedingt zufriedenstellende Ergebnisse. Dr. Frank Sacher, Abteilungsleiter Wasserchemie am Technologiezentrum Wasser, berichtet: "Wir haben versucht, die Abbauprodukte von S-Metolachlor mit Aktivkohlefiltern aus belastetem Wasser zu entfernen. Das hat nicht für alle 19 Abbauprodukte funktioniert".[3] Zudem sei es technisch schwierig, flächendeckend neue Filteranlagen zu installieren, da dafür oft der nötige Platz auf den Wasserwerken fehle.

Eine alternative Methode zur Entfernung von Rückständen könnte der Einsatz von Membrantechnologie sein, bei der das Wasser durch engmaschige Membranen gepumpt wird. Allerdings stellt der komplexe Balanceakt, zwischen der Entfernung von Schadstoffen und der Erhaltung der natürlichen Qualität des Trinkwassers, die Versorger vor enorme Hürden.

Kosten der Wasserversorgung steigen

Neben den technischen Schwierigkeiten kommen erhebliche Kosten auf die Wasserversorger zu. Olaf Schröder, Geschäftsführer des Wasserverbands Peine, rechnet mit Mehrkosten von drei bis fünf Millionen Euro für die Anschaffung zusätzlicher Filtertechnik und den Anbau entsprechender Anlagen.[4] Für private Haushalte könnten die Kosten für Trinkwasser um 30 bis 50 Cent pro Kubikmeter steigen . Diese finanzielle Belastung wird letztlich auf die Verbraucher übertragen – eine Folge jahrzehntelanger Praxis in der Landwirtschaft, bei der Pestizide ohne ausreichende Rücksicht auf ihre langfristigen Auswirkungen auf das Grundwasser eingesetzt wurden.

Gesteigertes Krebsrisiko durch die Anreicherung von Pestizidrückständen

Die Abbauprodukte von S-Metolachlor bleiben nicht nur im Boden und Wasser, sondern können sich auch im menschlichen Körper anreichern. Der Umweltmediziner Dr. Thomas Lob-Corzilus warnt vor den potenziellen Gefahren: "Potenziell, wenn wir direkt Leitungswasser mit höheren Konzentrationen trinken würden oder trinken müssten, weil es gar kein anderes mehr gäbe, dann würde sich das auch bei uns anreichern und möglicherweise eben krebserregend sein. Und das ist der Grund gewesen zu sagen: Dieses Risiko gehen wir definitiv jetzt nicht mehr ein."[5] Diese Anreicherung über einen längeren Zeitraum hinweg könnte das Risiko von Krankheiten, insbesondere Krebs, erhöhen.

Während die genaue Gesundheitsgefahr durch die Abbauprodukte noch nicht vollständig geklärt ist, zeigt die wissenschaftliche Datenlage bereits klare Anzeichen dafür, dass eine langfristige Belastung des Trinkwassers mit diesen Stoffen nicht ohne Risiko ist. Das Umweltbundesamt hatte daher bereits vor einigen Jahren empfohlen, die Zulassung von S-Metolachlor zu überprüfen.

Mehr zu den gefahren erfahren Sie auch im Video: Pestizid-Gefahr: Neue Verschmutzung im Trinkwasser | 2024 

 Quelle: Pestizid-Gefahr: Neue Verschmutzung im Trinkwasser | 2024, https://www.youtube.com/watch?v=xY4Y8U98dLA, 2024 

Regulierung und der neue Grenzwert

Im Zuge der Neubewertung von S-Metolachlor erfolgte die Einstufung des Wirkstoffs als "vermutlich krebserregend". Daraufhin wurde die Anwendung des Wirkstoffs in der EU weitgehend verboten. Mit diesem Verbot einher geht eine strengere Regulierung der zulässigen Konzentrationen von Abbauprodukten im Grundwasser. Der neue Grenzwert liegt bei lediglich 0,1 Mikrogramm pro Liter – ein Wert, der in weiten Teilen Norddeutschlands derzeit deutlich überschritten wird.

Zukunftsperspektive: Neue Pestizide und die Verantwortung der Landwirtschaft

Neben der Regulierung bestehender Pestizide fordert Olaf Schröder auch, dass die Agro-Chemie und die Landwirtschaft verstärkt auf umweltfreundliche Alternativen setzen. "Die Agro-Chemie müsse endlich aufwachen und Mittel in den Verkehr bringen, die für die Trinkwasserversorgung unbedenklich sind. Dann haben alle was davon" , betont Schröder.[6]

Die Verantwortung liegt dabei nicht nur bei den Chemiekonzernen, sondern auch bei den Landwirten, die diese Mittel in der Praxis einsetzen. Ein Umdenken in der Landwirtschaft, weg von schädlichen Pestiziden hin zu umweltfreundlichen Alternativen, ist entscheidend, um die Qualität des Grundwassers zu schützen.

Fazit: Balanceakt zwischen Landwirtschaft, Umweltschutz und Gesundheit

Die Problematik der Pestizidrückstände im Trinkwasser verdeutlicht die komplexe Wechselwirkung zwischen landwirtschaftlicher Praxis und Umweltverträglichkeit. Während S-Metolachlor lange als Unkrautbekämpfungsmittel eingesetzt wurde, zeigt sich nun, dass die Langzeitfolgen, sowohl für die Umwelt als auch für die menschliche Gesundheit, gravierend sind.

Die Landwirtschaft muss alternative Wege finden, um den Einsatz von schädlichen Pestiziden zu minimieren, ohne die Erträge zu gefährden. Gleichzeitig stehen die Wasserversorger vor der Aufgabe, Lösungen zu finden, um die Abbauprodukte aus dem Trinkwasser zu filtern, was erhebliche technische und finanzielle Aufwendungen mit sich bringt.

Für private Haushalte ist es empfehlenswert, sich zu vergewissern, dass die ganze Familie nur frisches, sauberes Trinkwasser konsumiert. In der Praxis zu Hause lässt sich das am besten mit einer eigenen mehrstufigen Molekular-Wasserfilteranlage umsetzen.



[1] Vgl. NDR: "Maisanbau mit Folgen: Rückstände von Pestizid im Trinkwasser", https://www.ardmediathek.de/video/panorama-3/maisanbau-mit-folgen-rueckstaende-von-pestizid-im-trinkwasser/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS80M2QwYTQ2Zi1iMWYxLTQ5MjctYTA5NC1lODZhZmViNjdmMzc 2024

[2] [3] [6] Tagesschau: Maisanbau mit Folgen, https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/pestizide-trinkwasser-100.html, 2024

[4] [5] Focus, Experten warten, Pestizid im Grundwasser könnte Krebsrisiko steigern, https://www.focus.de/gesundheit/news/experten-warnen-pestizid-im-grundwasser-koennte-krebsrisiko-steigern_id_260328577.html, 2024

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