Der Skandal um Nestlés systematische Manipulation von natürlichem Mineralwasser hat die Öffentlichkeit erschüttert. Neue Enthüllungen zeigen, dass der Lebensmittelriese wahrscheinlich über mindestens 15 Jahre hinweg illegale Filtermethoden angewandt hat, um verunreinigtes Wasser als "natürliches Mineralwasser" zu verkaufen und damit mehr als 3 Milliarden Euro umsetzte.[1] Trotz der bekannten Gesundheitsrisiken wurden die Verbraucher vollkommen im Dunkeln gelassen. Unser Artikel wertet aktuelle Informationen aus und beleuchtet die Hintergründe, die Methoden des Betrugs und die notwendigen Konsequenzen.
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Wie begann der Skandal um Nestlés Mineralwasser?
Nestlés unklaren Aktivitäten im Bereich Mineralwasser begannen laut Medienrecherchen in den 1990er Jahren. Der Konzern nutzte illegale Filtermethoden, um verunreinigtes Wasser zu reinigen und als "natürliches Mineralwasser" zu verkaufen. Diese Praktiken blieben jahrzehntelang unbemerkt, bis unabhängige Recherchen den Skandal ans Licht brachten. Die Enthüllungen zeigen, dass Nestlé über 15 Jahre hinweg mehr als drei Milliarden Euro durch den Verkauf dieses „gefälschten“ Mineralwassers eingenommen hat.[2]
Welche illegalen Filtermethoden wurden verwendet?
Die Untersuchungen ergaben, dass Nestlé mehrere verbotene Filtermethoden anwandte, um verunreinigtes Wasser zu reinigen. Dazu gehörten die Verwendung von UV-Filtern und Aktivkohlefiltern, die in der Verarbeitung von natürlichem Mineralwasser nicht erlaubt sind. Trotz der Reinigung blieben jedoch erhebliche Gesundheitsrisiken bestehen.[3]
Welche Wassermarken gehören zu Nestlé?
Was vielen Verbrauchen nicht klar ist, sind die weitläufigen Markennamen, die vom Betrug betroffen sind. Folgende Marken gehören zum Konzern:
- Acqua Panna
- Arrowhead
- Buxton
- Contrex
- Erikli
- Henniez
- Ice Mountain
- Levissima
- Nestlé Aquarel
- Nestlé Pure Life
- Perrier
- Poland Spring
- San Pellegrino
- S. Pellegrino
- Vittel
Was sind die gesundheitlichen Risiken?
Medienrecherchen und Berichte der französischen Lebensmittelbehörde ANSES haben auf die möglichen Gesundheitsrisiken hingewiesen.[4] Die verunreinigten Mineralwasserquellen wiesen hohe Konzentrationen von Fäkalien, Escherichia Coli-Bakterien, PFAS und Pestiziden auf. Diese Stoffe können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben:
Kurzfristige Gesundheitsrisiken
Der Konsum von Wasser, das mit Escherichia Coli-Bakterien verunreinigt ist, kann akute Magen-Darm-Erkrankungen verursachen. Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen können auftreten.
Fäkalverunreinigungen im Wasser erhöhen darüber hinaus das Risiko von Infektionskrankheiten. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Langfristige Gesundheitsrisiken
PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind bekannt dafür, das Hormonsystem zu stören und können langfristig zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Schilddrüsenerkrankungen Leberschäden und Fettleibigkeit führen.
Langfristiger Konsum von Pestizid-belastetem Wasser erhöht zudem das Risiko für chronische Krankheiten wie Krebs und neurologische Störungen.[5]
Fragwürdige Methoden der Konzerne bereits länger in der Kritik?
Die Methoden von Mineralwasser Konzernen stehen schon länger in der Kritik: In Ländern weltweit erfolgt eine Ausbeutung der Ressourcen und auch vor unserer Haustüre passieren mehr als fragwürdige Dinge.
Die folgende Doku enthüllt, wie dreist politische Entscheidungen beeinflusst werden, wenn sich Bewohner wehren und welche irreversiblen Schäden bereits entstanden sind.
Wie reagierten die Behörden?
Foodwatch hat die deutschen Lebensmittelbehörden für ihre Untätigkeit im Skandal um Nestlé-Mineralwasser scharf kritisiert. Weder das Bundesamt für Verbraucherschutz noch die zuständige Kontrollbehörde in Frankfurt am Main haben bisher geeignete Maßnahmen ergriffen, um Verbraucher vor Betrug und Gesundheitsrisiken durch das illegal „gefilterte und desinfizierte“ Wasser zu schützen. Nach wie vor gibt es keinen öffentlichen Rückruf.
In einem Schreiben an die Verbraucherorganisation wies das Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) jede Verantwortung von sich: Für Lebensmittelkontrollen seien die Bundesländer zuständig, man empfehle daher, „sich an die örtlich zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde zu wenden.” In diesem Fall ist dies das Ordnungsamt in Frankfurt am Main, da dort Nestlé seinen Deutschlandsitz hat. Doch auch hier sieht man offenbar keinen Handlungsbedarf: Es seien „keine besonderen Maßnahmen erforderlich“, heißt es in einem Schreiben an foodwatch von Anfang Mai.
Am 10. Mai dann schrieb das Amt kryptisch: „Es wurde versucht eine entsprechende Probennahme durchzuführen, was bislang erfolglos blieb.“[6]
In Frankreich informierte die Lebensmittelüberwachungsbehörde bereits im vergangenen Jahr die Regierung über die Hygienemängel, jedoch ohne dass ein öffentlicher Rückruf oder eine Warnung ausgesprochen wurde. Erst nach öffentlichen Enthüllungen und Druck durch Verbraucherorganisationen wie foodwatch begann eine Untersuchung auf europäischer Ebene. Die Europäische Kommission hat inzwischen einen Prüfbericht über die Maßnahmen der französischen Behörden angekündigt.
Welche Konsequenzen hatte der Skandal für Nestlé?
Nestlé sieht sich nun mit mehreren Klagen und öffentlichen Forderungen nach Konsequenzen konfrontiert. Verbraucherorganisationen fordern nicht nur einen Rückruf aller betroffenen Produkte, sondern auch strenge rechtliche Maßnahmen gegen den Konzern. Der Ruf von Nestlé hat erheblichen Schaden genommen, und das Vertrauen der Verbraucher in die Marke wurde schwer erschüttert.
Welche Forderungen stellt Foodwatch?
Foodwatch hat eine klare Position zu den Enthüllungen über Nestlé eingenommen und fordert umfassende Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher.[7] Die wichtigsten Forderungen umfassen:
- Öffentlicher Rückruf aller betroffenen Produkte:
Foodwatch fordert einen sofortigen und umfassenden Rückruf aller betroffenen Mineralwasserprodukte, die mit den illegalen Filtermethoden behandelt wurden, um keine weiteren potenziell gefährlichen Produkte im Umlauf zu halten.
- Transparente Information und Aufklärung der Verbraucher
Foodwatch drängt darauf, dass die Behörden und Nestlé klare und detaillierte Informationen bereitstellen, damit die Verbraucher informierte Entscheidungen treffen können.
- Strengere Kontrollen und Durchsetzung der gesetzlichen Vorschriften
Foodwatch fordert eine Verschärfung der Kontrollen und die konsequente Durchsetzung der bestehenden gesetzlichen Vorschriften für natürliches Mineralwasser. Dies beinhaltet regelmäßige und unangekündigte Inspektionen sowie harte Strafen für Unternehmen, die gegen die Vorschriften verstoßen.
- Untersuchung und Sanktionierung der verantwortlichen Unternehmen
Foodwatch fordert, dass Nestlé und andere beteiligte Unternehmen strafrechtlich verfolgt und angemessen sanktioniert werden, um ein klares Signal zu senden, dass solche Praktiken nicht toleriert werden.
- Verpflichtung zur Offenlegung und Transparenz
Unternehmen sollten verpflichtet werden, ihre Produktions- und Filtermethoden offenzulegen, um sicherzustellen, dass die Verbraucher wissen, welche Prozesse zur Wasseraufbereitung verwendet werden und dass diese den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
- Stärkung der Verbraucherrechte
Foodwatch plädiert für eine Stärkung der Verbraucherrechte, einschließlich des Rechts auf Zugang zu umfassenden und transparenten Informationen über Lebensmittelprodukte.
Wie geht es weiter?
Die Zukunft des Skandals hängt von den Ergebnissen der laufenden Untersuchungen und den Maßnahmen der Behörden ab. Die EU-Kommission hat Frankreich aufgefordert, sich zu den Vorwürfen zu erklären, und plant weitere Vor-Ort-Untersuchungen. Verbraucherorganisationen drängen darauf, dass auch die deutschen Behörden Maßnahmen ergreifen und die Öffentlichkeit umfassend informieren. Ein umfassendes Video zum Nestle Skandal finden Sie auch unter: Nestlé: Mineralwasser-Betrug? - Die ganze Doku | ARTE
Weitere Blogbeiträge:
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BUND deckt PFAS Verunreinigung in Leitungs- und Mineralwasser auf | Blog | WasserManufaktur
Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) – auch im Wasser angekommen | Blog | WasserManufaktur
Fazit
Der Skandal um Nestlés systematische Manipulation von natürlichem Mineralwasser ist ein schwerwiegender Fall von Verbrauchertäuschung und stellt erhebliche Gesundheitsrisiken dar. Über Jahrzehnte hinweg wurde verunreinigtes Wasser mit nicht zugelassenen Methoden gereinigt und als "natürliches Mineralwasser" verkauft, ohne dass die Verbraucher informiert wurden.
Die Enthüllungen haben das Vertrauen in Konzerne wie Nestlé weiter erschüttert und die Notwendigkeit für strengere Kontrollen und Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher verdeutlicht.
In Anbetracht der Gesundheitsrisiken, die mit verunreinigtem Mineralwasser verbunden sind, empfehlen wir Verbrauchern professionelle mehrstufige Molekularfilteranlagen in Betracht ziehen. Diese Systeme bieten eine zuverlässige Methode zur Reinigung von Trinkwasser, um Verunreinigungen effektiv zu entfernen. Durch den Einsatz können Familien sicherstellen, dass ihr Trinkwasser frei von Schadstoffen ist, was langfristig eine optimale Wasserqualität gewährleistet und die Gesundheit schützt.
[1] Vgl. MEDIAPART: "Scandale des eaux en bouteille : la fraude de Nestlé s’élève à plus de 3 milliards en 15 ans", https://www.mediapart.fr/journal/france/180724/scandale-des-eaux-en-bouteille-la-fraude-de-nestle-s-eleve-plus-de-3-milliards-en-15-ans, 2024
[2] Vgl. foodwatch: "Neue Enthüllungen im Mineralwasser-Skandal: Nestlé nutzte illegale Filtermethoden offenbar schon seit Jahrzehnten", https://www.foodwatch.org/de/neue-enthuellungen-im-mineralwasser-skandal-nestle-nutzte-illegale-filtermethoden-offenbar-schon-seit-jahrzehnten, 2024
[3] Vgl. Bild: Bild: "Illegal aus verunreinigten Quellen gefiltert:
Schon wieder Skandal um Nestlé-Mineralwasser?", https://www.bild.de/geld/wirtschaft/illegal-aus-verunreinigten-quellen-skandal-um-nestle-mineralwasser-669a8d444b9ee64d3870bc63, 2024
[4] Vgl. Vgl. MEDIAPART: "Scandale des eaux en bouteille : la fraude de Nestlé s’élève à plus de 3 milliards en 15 ans", https://www.mediapart.fr/journal/france/180724/scandale-des-eaux-en-bouteille-la-fraude-de-nestle-s-eleve-plus-de-3-milliards-en-15-ans, 2024
[5] Vgl: European Environment Agency: "Was sind PFAS und inwiefern sind sie für meine Gesundheit gefährlich?", https://www.eea.europa.eu/de/help/haeufig-gestellte-fragen-faq/was-sind-pfas-und-inwiefern, 2024
[6] Vgl. foodwatch Pressemitteilung: "„keine besonderen Maßnahmen erforderlich“: foodwatch kritisiert Untätigkeit deutscher Behörden im Skandal um Nestlé-Mineralwasser", https://www.foodwatch.org/de/keine-besonderen-massnahmen-erforderlich-foodwatch-kritisiert-untaetigkeit-deutscher-behoerden-im-skandal-um-nestle-mineralwasser, 2024
[7] Vgl. foodwatch: "Nach neuen Enthüllungen im Skandal um Nestlé-Mineralwasser: foodwatch fordert Rückruf aller betroffenen Produkte in Deutschland", https://www.foodwatch.org/de/nach-neuen-enthuellungen-im-skandal-um-nestle-mineralwasser-foodwatch-fordert-rueckruf-aller-betroffenen-produkte-in-deutschland, 2024