Trinkwasser-Gefahr: Giftstoffe aus Armaturen und Dichtungen

Armaturen und Gummidichtungen übernehmen eine grundlegende, funktionale Rolle in unseren Trinkwassersystemen. Eine aktuelle Studie der American Chemical Society (ACS), veröffentlicht in den Environmental Science & Technology Letters[1], zeigt jedoch, dass diese Komponenten potenziell schädliche Additive ins Trinkwasser abgeben können. Additive, wie 1,3-Diphenylguanidin (DPG) und N-(1,3-Dimethylbutyl)-N'-phenyl-1,4-benzoldiamin (6PPD), wandeln sich in chlorierte Nebenprodukte um und stellen, zusätzlich zu den Verunreinigungen durch Schwermetalle und andere bedenkliche Stoffe, ein gesundheitliches Risiko dar.

Vorkommen und Gefahren von Polymeradditiven

Um die Flexibilität und Haltbarkeit von Gummi zu erhöhen, werden Additive wie DPG und 6PPD eingesetzt. Diese Verbindungen sind bekannt für ihre Verwendung in der Reifenherstellung und sorgen für eine Emission von Polymeradditiven durch Reifenabriebpartikel (TWPs), die in die Umwelt gelangen und auch in Gewässern nachgewiesen sind. Die aktuelle Studie zeigt, dass auch Trinkwassersysteme von diesen Additiven betroffen sind.

Gummi- und Kunststoffteile in Hausinstallationen, wie Absperr-Armaturen, Dichtungen und Isolierstücke, kommen in direktem Kontakt mit unserem Trinkwasser. Diese Teile setzen Additive frei, die potenziell gesundheitsschädlich sind.

 

 

 

Additive in Gummidichtungen und ihre Umwandlung

In früheren Untersuchungen fanden Wissenschaftler heraus, dass DPG und 6PPD in simuliertem Trinkwasser mit Desinfektionsmitteln reagieren und chlorierte Verbindungen bilden, die potenziell DNA-schädigend sind. In der aktuellen Studie wollten die Studienleiter Dr. Shane Snyder und Dr. Mauricius Marques dos Santos überprüfen, ob Gummiarmaturen diese Additive freisetzen und ob sie in Trinkwasserproben chlorierte Nebenprodukte bilden können.

 

Das Forschungsteam sammelte Trinkwasserproben aus 20 Gebäuden und analysierte sie auf das Vorkommen von Polymeradditiven. Sie fanden DPG und 6PPD in Konzentrationen von Teilen pro Billion in jeder Probe.

Besonders hohe Werte wurden in Proben von Wasserhähnen mit Belüftern gemessen. Alle Proben enthielten DPG und eines seiner chlorierten Nebenprodukte, während 6PPD und zwei weitere chlorierte Verbindungen in weniger als fünf Proben nachgewiesen wurden.

Zur Überprüfung der Quelle dieser Additive testete das Team Gummi-O-Ringe und Dichtungen von sieben kommerziellen Geräten, darunter Wasserhahnbelüfter und Anschlussdichtungen.

Die Dichtungen wurden bis zu zwei Wochen lang in Wasser mit oder ohne chlorierte Desinfektionsmittel gelegt. Die meisten Dichtungen, mit Ausnahme der auf Silikonbasis, setzten DPG und 6PPD frei. Sanitärteile in desinfektionsmittelbehandeltem Wasser erzeugten chlorierte Formen von DPG in Mengen, die mit denen in den Trinkwasserproben übereinstimmten.

Stiftung Warentest und die Qualität von Wasserhahn-Armaturen

Auch laut Stiftung Warentest geben zwei von drei Wasserhahn-Armaturen Schadstoffe ins Leitungswasser ab.[2] Diese Schadstoffe können aus verschiedenen Materialien und Beschichtungen der Armaturen stammen und die Wasserqualität erheblich beeinträchtigen. Besonders problematisch sind dabei Schwermetalle wie Blei und Nickel, die in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich sein können.

Sowohl günstige als auch teure Modelle schnitten schlecht ab, wobei die Mengen an Blei und/oder Nickel über den erlaubten Grenzwerten lagen. Blei kann die Entwicklung des Nervensystems, insbesondere bei Schwangeren, Föten, Säuglingen und Kindern beeinträchtige, während Nickel allergische Reaktionen hervorrufen kann. Einige Modelle, die zunächst Blei abgaben, hielten nach zwölf Wochen die Grenzwerte ein. Andere, wie "Mida HD chrom" von Blanco, "Nyvattnet" von Ikea und "Minta" von Grohe, gaben auch nach 16 Wochen noch zu viel Nickel ab.

 

 


Video: Blei in Armaturen und im Wasserhahn, Blei in Armaturen und im Wasserhahn (youtube.com) 

Weitere Verunreinigungen im Trinkwasser

Eine Auswertung von über 1500 Wasserproben durch das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) verdeutlichen Überschreitungen von Grenzwerten für Schwermetalle und Nitrat.[3]

Jede sechste Probe enthielt Schwermetalle wie Nickel, Blei, Kupfer, Eisen oder Mangan in Konzentrationen über den erlaubten Werten. Besonders problematisch sind erhöhte Nitratwerte in Hausbrunnen, die durch intensive landwirtschaftliche Bodennutzung verursacht werden.

Eine weitere Studie beschäftigt sich mit der Bleikontamination im kommunalen Trinkwasser in den USA.[4] Dabei stellte sich heraus, dass private Brunnen tendenziell höhere Bleiwerte aufweisen als die öffentliche Wasserversorgung. Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse zur Bürgerbeteiligung an der Wasserqualitätsüberwachung und trägt dazu bei, das Bewusstsein für Wasserqualitätsfragen zu schärfen.

Fazit und Empfehlungen

Die Ergebnisse der Studie der ACS zeigen, dass Gummidichtungen in Sanitäranlagen potenziell gefährliche Additive ins Trinkwasser abgeben können. Dies stellt eine zusätzliche Belastung neben bekannten Verunreinigungen wie Schwermetallen und anderen toxikologische bedenklichen Stoffen dar. Es ist wichtig, dass Regulierungsbehörden und Hersteller von Sanitärmaterialien diese Risiken berücksichtigen und Maßnahmen ergreifen, um die Freisetzung dieser schädlichen Additive zu minimieren. Verbraucher sollten sich über die Qualität ihrer Hausinstallationen informieren und gegebenenfalls auf alternative Materialien wie Edelstahl umsteigen.

Darüber hinaus spielen moderne Wasserfiltersysteme mit mehrstufiger Molkularfiltration eine zentrale Rolle. Dabei handelt es sich um eine fortschrittliche Technologie, die Verunreinigungen durch eine semipermeable Membran entfernt. Wasser wird mit Druck durch die Membran gepresst, wodurch sich bis zu 99% der Verunreinigungen, einschließlich Schwermetallen, Nitraten, chemischen Verbindungen und Additiven, herausfiltern lassen. Dies verbessert nicht nur die Wasserqualität und den Geschmack, sondern schützt auch die Gesundheit der ganzen Familie.



[1] Vgl. ACSPub: "Occurrence of Polymer Additives 1,3-Diphenylguanidine (DPG), N-(1,3-Dimethylbutyl)-N′-phenyl-1,4-benzenediamine (6PPD), and Chlorinated Byproducts in Drinking Water: Contribution from Plumbing Polymer Materials", https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.estlett.3c00446, 2023

[2] Vgl. Stiftung Warentest: "Küchen­armaturen im Test

Welche gutes Trink­wasser liefern", https://www.test.de/Kuechenarmaturen-im-Test-Welche-gutes-Trinkwasser-liefern-5771194-0/, 2021

[3] Vgl. Frauenhofer: "Trinkwassercheck Deutschland – Jede sechste Probe überschreitet Grenzwert", https://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2015/wassercheck.html, 2015

[4] Vgl. ScienceDirect: "Protection through participation: Crowdsourced tap water quality monitoring for enhanced public health", https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0043135419309832, 2020

 

 

Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein.

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Zapf dir Wasser

in Berlin, BIO COMPANY Yorckstraße
in Frankfurt (Oder) im Kornspeicher